UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR STRAHLENTHERAPIE

Krebsbehandlung: Chirurgie, Strahlentherapie und Medikamente

Grundsätzlich unterscheidet man „örtliche“ Behandlungsformen (die nur im Bereich ihrer Anwendung wirksam werden) von „systemischen“; das sind solche, die im ganzen Körper wirken. Die drei wichtigs­ten Behandlungsformen in der Krebsbehandlung (Onkologie) sind:

 

Operation

Bei vielen Krebserkrankungen ist die Ope­ration die erste (manchmal auch die ein­zige) Maßnahme. Wenn mög­lich, wird der Tumor zusammen mit einem umgebenden Saum von gesundem Gewebe entfernt, damit man möglichst sicher sein kann, dass keine Tumorreste im Operationsgebiet verbleiben. Wenn ein Tumor im Früh­stadium vollständig und mit ausreichen­dem Sicherheitsabstand entfernt wird und keine Lymphknoten oder Fernabsiedelungen (Metastasen) vorliegen, kann der Pati­ent damit geheilt sein.

Bei vielen Tumorerkrankungen führt man jedoch sicherheitshalber eine Nachbe­handlung (z.B. Strahlen- oder Chemothe­rapie) durch. Dadurch soll verhindert werden, dass ein­zelne, im Gewebe verbliebene und in bildgebenden Untersuchungen nicht sicht­bare Tumorzellen später zu einem Rückfall der Tumorerkrankung führen.

 

Strahlentherapie

Wie die Chirurgie ist auch die Strahlentherapie eine Behandlungsform, die gezielt örtlich eingesetzt wird, d.h. sie wirkt nur im Bereich des Bestrahlungsfeldes. Dies gilt sowohl für die (erwünschte) tumorzerstörende Wirkung als auch für die (unerwünschten) Nebenwirkungen. Für die Zielgenauigkeit wird die Strahlentherapie bildgeführt eingesetzt, was auch IGRT (image guided radiotherapy) genannt wird. In den letzten Jahrzehnten erfuhr die Strahlentherapie eine rasante Weiter­entwicklung. Durch moderne Linear­beschleuniger wurde die Voraussetzung geschaffen, auch in der Tiefe des Körpers gelegene Tumoren so zu bestrahlen, dass Nachbarorgane und auch die Hautoberfläche weitgehend geschont werden.

Die technische Voraussetzung dafür ist die dreidimensionale, computergesteuerte Bestrahlungsplanung oder auch die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT), die mit Hilfe bildgebender Verfahren wie der Computertomografie (CT), der Kernspinto­mografie (MR) und der Positronen-Emissionstomografie (PET) mit der entsprechenden Präzision geplant werden kann. Mit hoher Zielgenauigkeit kann so der Tumor von der Bestrahlung erfasst und das gesunde Gewebe geschont werden. Dadurch wurden gleichzeitig die Wirksamkeit der Strahlenthe­rapie entscheidend verbessert und ihre Nebenwirkungen reduziert.

Für bestimmte Tumoren gibt es Möglichkeiten, die Vorteile der lokalen und der syste­mischen Behandlung zu kombinieren (Radiochemotherapie).

 

Medikamente gegen Krebs

An erster Stelle ist hier die Chemotherapie zu nennen. Es handelt sich dabei um eine Behandlung mit Substanzen (Zytostatika), die Zellen abtöten oder am Wachstum hin­dern, indem sie die Zellteilung hemmen. Meist werden mehrere Zytostatika kombi­niert und gleichzeitig eingesetzt.

Es gibt eine große Anzahl verschiedener Kombinationen der Chemotherapie, die in ihrer Wirkung und auch in ihrer Verträg­lichkeit sehr unterschiedlich sind. Die entsprechenden Substanzen werden meist in eine Vene inji­ziert und dann über den Blutstrom in alle Regionen des Körpers transpor­tiert. Da die verabreichten Medikamente auf diese Weise überall hin gelangen und so das gesamte „System Mensch“ behan­delt wird, spricht man auch von „syste­mischer Therapie“. Sie wirkt im gesamten Organismus; dies gilt allerdings auch für ihre Nebenwirkungen.

Andere Tumoren, beispielsweise Brust­krebs oder Prostatakrebs können hormonabhängig wachsen. In diesen Fällen kann eine antihormonelle Therapie zur Wachs­tumshemmung eingesetzt werden.

Verschiedene neuartige Therapieansätze können gezielter an Tumorzellen angreifen und gesundes Gewebe besser schonen. Dazu zählen monoklonale Anti­körper, Substanzen, die die Gefäßneubil­dung hemmen, und viele weitere. Einige dieser neuen Medikamente sind vielver­sprechend und wirken zielgerichtet auf bestimmte Tumorzellen.

 

Die Strahlentherapie als Baustein mehrerer Behandlungsansätze: multimodale Therapie

Bei der multimodalen Therapie werden die Strahlentherapie, die Chirurgie und die systemische Therapie in einer festgelegten zeitlichen Abfolge miteinander verbunden. Dabei ist für die Strahlentherapie vor allem die Einordung vor oder nach der Chirurgie von großer Bedeutung.

 

Zeitliche Abfolge

Neoadjuvant: Bei bestimmten Erkrankungen (z.B. End­darm- oder Speise­röhren-Krebs) kann man durch eine Vorbestrahlung - teilweise in Kombi­nation mit einer Chemotherapie - die Heilungschancen verbessern. Die Tumoren schrumpfen unter der Behandlung und können dann leichter entfernt werden. Neben der Schrumpfung ist auch die Abtö­tung bösartiger Zellen in der Umgebung des sichtbaren Tumors Ziel einer solchen Vorbehandlung; diese kann dann die Heilungschancen verbessern indem die Sicherheit einer dauerhaften örtlichen Kontrolle verstärkt wird.

Adjuvant: Es gibt einige Krebserkrankungen, bei denen nach einer Operation routinemäßig oder in speziellen Situationen eine Nach­behandlung angeschlossen wird, um das Rückfallrisiko weiter zu redu­zieren. So ist die Nachbestrahlung nach brusterhaltender Operation ein fester Bestandteil der Behandlung von Brustkrebs, unabhängig vom Tumorstadium. Bei anderen Tumoren erfolgt eine Nachbestrahlung nur, wenn diese eine bestimmte Größe hatten oder ohne ausreichenden Sicherheitsabstand zu gesundem Gewebe operiert wurden.

 

Definitive Radiotherapie

Eine Reihe von bösartigen Erkrankungen kann durch eine alleinige Strahlentherapie geheilt werden. Bei einigen dieser Tumoren ist die Bestrahlung die einzig angewandte Therapieform. Für andere Tumoren wäre zwar die Operation die Therapie der ersten Wahl, jedoch ist eine chirurgische Behand­lung nicht immer möglich und sinnvoll. Ein Grund dafür können Begleiterkrankungen sein, die einen großen Eingriff mit Nar­kose zu risikoreich erscheinen lassen. Ein zweiter Hinde­rungsgrund kann die Größe oder die Lage des Tumors sein, die es manch­mal unmöglich machen, diesen chirur­gisch zu entfernen, ohne lebenswichtige Strukturen zu verletzen. Manche Patienten können sich auch nicht zu einer Operation entschließen. In solchen Situationen kann man unter Umständen auch mit einer alleinigen Strahlentherapie eine Heilung erzielen.

Bei vielen Tumoren kann durch die Bestrah­lung eine mit Organverlust verbundene Operation vermieden werden. Einige Bei­spiele:

Prostatakrebs: Die Radikaloperation ist meist mit einem Verlust der Potenz ver­bunden; durch eine Strahlentherapie kann sie hingegen - ohne entscheidende Ein­buße der Heilungschancen - oft über län­gere Zeit erhalten werden und auch eine Harninkontinenz tritt in der Regel nicht auf.

Kehlkopfkrebs: In frühen Stadien kann die operative Behandlung durch eine Laserresektion mit Erhalt des Kehlkopfes erfolgen. Im fortgeschrittenen Stadium erfordert die Operation hingegen eine Entfernung des Kehlkopfes womit die Stimme unwiederbringlich verloren geht. Mit einer Strahlentherapie oder Radiochemotherapie ist in bestimmten Stadien eine Tumorheilung möglich, ohne dass die Stimmfunktion verloren geht.

Letzte Änderung: 18.10.2023 - Ansprechpartner:

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